Rede zum Schuljahresschluss 2020/21

„Liebe Schülerinnen und Schüler, Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Liebe Betreuung, Lieber LHT

Bevor ihr nun bald in die wohlverdienten Ferien gehen dürft, möchte ich ein paar Worte an euch richten. Mir ist es wichtig, meinen Stolz auf euch in Worte fassen zu versuchen. Das bin ich nämlich: Stolz auf das, was ihr im Schuljahr 2020/21 geschafft habt.

Es ist ganz bestimmt eines der schwierigsten Jahre, das ich je erlebt habe. Auch eines der unsichersten Jahre, das ich je erlebt habe. Und weil diese beiden Punkte zusammen kamen, ist dieses Schuljahr zu guter Letzt wohl das speziellste Jahr, das ich je erlebt habe.

Es war ein schwieriges Jahr, weil wir alles, was wir so gerne gemacht hätten, was so lässig gewesen wäre, was die K&S ausmacht, haben absagen müssen: Wir konnten nicht ins geliebte Klassenlager, wir durften keinen Casinomorgen veranstalten, der Schneetag fand nicht statt und das Frühlingsfest fiel ins Wasser, weil wir uns nicht vermischen durften. Fast alle Entscheidungen, die ich in diesem Jahr treffen musste, waren Absagen oder sonst irgendwie negativ. Es war ein schwieriges Jahr, weil es keine Klarheit oder klare Struktur gab. Deshalb war es auch ein unsicheres Jahr. Niemand konnte eine Garantie abgeben, dass es so wird oder so kommt.

Wir wiegten uns in Sicherheit im letzten Sommer und dachten: Cool, die Zahlen sind ganz tief, fast niemand ist mehr krank und schon bald wird wieder alles, wie es war. Das war leider ein Trugschluss und schon bald darauf im Herbst mussten wir feststellen: Scheibenkleister, die Zahlen klettern ganz schnell wieder hoch und wir müssen uns auf einen harten Winter einstellen. Das Maskentragen wurde zur Pflicht, die Schülerinnen und Schüler haben sich nicht mehr vermischen dürfen untereinander, die Lehrpersonen durften nur noch zu fünft ins Teamzimmer und im Mittagsclub wurde zuerst an Einzeltischen und dann an Vierertischen mit Aufschreiben der Namen gegessen. Die Lehrerinnen und Lehrer nervten mit Hinweisen aufs Maskentragen im Klassenzimmer, die Betreuung nervte mit Hinweisen aufs Maskentragen auf dem Pausenplatz und die Schulleitung hat grundsätzlich überall genervt, wo sie jemanden antraf mit der Maske am Hals. Wir wurden unsicher, weil wir nicht mehr erkennen konnten, ob das Gegenüber lachte oder die Zunge rausstreckte; wir wurden unsicher, weil wir nicht mehr verstanden, was der andere sagte ohne zu schreien; wir wurden unsicher, weil es uns fremd ist, die andern ohne Nase, Mund und Kinn anzutreffen.

Wir waren aber nicht nur wegen der Masken verunsichert. Es gab viele Entscheidungen, die wir nicht verstanden oder die uns unlogisch erschienen. Die eine Hälfte hat die Entscheidung super gefunden und die andere Hälfte fand die Entscheidung doof. Die eine Hälfte hat das gewollt und die andere Hälfte wollte dies. Eine solche Situation verunsichert uns Menschen, macht uns offener für Verschwörungstheorien und wir verlieren den Glauben an die Entscheidungsträger. Und wenn wir so verwirrt sind, unsicher sind, dann ist es schwierig an das Gute zu glauben, zuversichtlich zu bleiben und frohgemut das Leben zu geniessen.

Und damit wäre ich jetzt beim Punkt, warum ich so stolz auf euch bin: Ihr alle, die ihr da versammelt seid, ihr alle habt diese schwierige Zeit gestemmt. Ihr alle habt jeden Tag dafür gekämpft ein bisschen Normalität in den Schulalltag zu bringen; ihr habt die Entscheidungen erduldet, angenommen und so gut wie möglich umgesetzt; ihr habt gelacht, obwohl es oft zum Heulen war; ihr wart gut drauf, obwohl das viel Kraft kostete; ihr bliebt zuversichtlich, obwohl die Wolkendecke sehr düster auf Gewitter eingestellt war und ihr bliebt freundlich, obwohl die Wut in euch kochte. Dass ihr all das geschafft habt, darauf bin ich stolz. Und viel wichtiger: darauf dürft ihr stolz sein. Wenn ihr solche Hürden bewältigt, solche Berge bezwingt, dann seid ihr gerüstet für die Zukunft.

Und jetzt noch etwas Letztes: Wir sind so gut durch dieses Schuljahr gekommen, weil ihr zusammengehalten und solidarisch gehandelt habt. Ihr seid füreinander eingestanden, ihr habt Rücksicht aufeinander genommen und ihr habt an einem Strick gezogen, um gemeinsam mit allen anderen durchs nicht ganz einfache Schuljahr zu gehen. Als einer von den Schulleitenden erfüllt mich das mit Stolz und es soll euch stolz machen. Die K&S lebt. Der K&S Groove blieb erhalten. Die K&S ist nicht unterzukriegen und die K&S wird auch weiterhin mit tollen, positiv denkenden Menschen, die nie aufgeben, gesegnet sein.

In diesem Sinne möchte ich euch allen ganz herzlich danken für das Schuljahr 2020/21 und euch ganz ganz schöne Ferien wünschen. Die habt ihr euch wahrlich verdient.“

Röné Scheidegger; Schulleitung K&S Zürich

 

 

 

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